Kugel des Selbst



Das cartesische Koordinatenkreuz mit der Geschlechts- und der Moralachse auf die Kugeloberfläche des Selbst projiziert(die Moralachse umläuft die blaue Schnittfläche der Kugel, die Geschlechtsachse die rote):

Der Nullpunkt ist das ICH, dessen Bewusstsein sich entlang der Ordinaten ausdehnt. Das Bewusstsein ist die Kreisfläche um den Ich-Mittelpunkt.

Das Bewusstsein als zweidimensionale Fläche ruht auf dem dreidimensionalen Selbst. Es ist quasi der beleuchtete Teil der Kugeloberfläche. Der unbeleuchtete Teil der Kugeloberfläche auf der Rückseite repräsentiert das Unbewusste. Hier sind Gott und Teufel, Tier und Mensch noch nicht voneinander getrennt(Antipode zum Ich-Punkt auf der Rückseite der Kugel). Die Dreidimensionalität des Selbst bleibt dem zweidimensionalen Bewusstsein verborgen, transzendent.

Das Ich trennt im Bewusstsein das Gute vom Bösen und in der Kultur das Männliche vom Weiblichen. In der entzweienden Analyse liegt die Leistung des kultivierenden Bewusstseins. Erkauft wird sie mit dem Verlust der Ganzheit und des Glücks.

Der Weg der Mystik, z.B in der unio mystica eines Meister Eckhards oder im Satori des Zen-Buddhismus, ist der Versuch die verlorengegangene Einheit des Selbst wieder herzustellen. Er steht quer zum Bewusstsein und ist in der Graphik als die direkte Verbindung vom Ichpunkt durch die Kugel hindurch zur antipodischen Gottheit markiert.

Die Anima ist der verdrängte weibliche Pol des Mannes und der Animus der verdrängte männliche Pol der Frau. Sie werden vom ICH an den Rand der Bewusstseins verdrängt, tauchen also im Ich-Bewusstsein gar nicht auf, bestimmen aber als unbewusst wirkende Attraktoren das Verhalten des SELBST. Die Anima- und Animusgestalten sind entsprechend am Rande des Bewusstseins auf dem Großkreis zwischen den Polen GOTT und TEUFEL verortet.

Die Geschlechts- bzw. Anima-Animus-Achse schwankt zwischen den Anima- und Animusgestalten um den Ich-Punkt und fällt also im Extremfall mit der Moral-Achse zusammen. Die Animusgestalten stehen immer in einem kompensatorisch-dialektischen Verhältnis zu den Animagestalten und vice versa. Je mehr das ICH zu GOTT strebt, desto mehr wird es im Unbewussten vom TEUFEL geritten. Der Animus der helfend-mütterlichen Frau ist der Abenteurer und Vagabund, auf den sie immer wieder hereinfällt und die Anima des Ritters die sexuell attraktive femme fatale, die Hure, von der er sich voller Empörung distanziert.