H.v.Rappard(April 2002)

Der Alptraum des Lehrers

zur Walpurgisnacht mit seinen Eleven auf dem Blocksberg vereint

Bedeckt , ihr Knaben, eure Scham
Mit Diesteldorn
Und übet böckleinscharf
An Mauerspalten euch
Und löchrigem Gestein
Lasst mir die Mädchen unbehelligt stehn
An deren Glut
Nur ich mich will erfreun

Ach Sara, Lidia, Edith und Kathrin
Die holde Weiblichkeit ist es
Die mich zum Lehren reizt
Wortreich geb ich mich euch hin
Auch wenn der so bekniete Geist
Mit holder Zuwendung beharrlich geizt

Was ist der bloße Muskel im Gehirn
Wenn Christophs Muskel schwillt am Arm!
Der Mädchen Augen Glanz gewinnt
Beim Anblick wohltrainierten Specks
-da ist dann nur der Christoph weg -
sag ich mit boshaft schriller Häme
und hoff auf Einsicht, dass sie käme,
dass der wahre Super-Mann
nur der Lehrende sein kann

Aber ach und weh
Ich fahr ja nur Vau-we
Es gibt nichts Ärgeres unter der Sonne
Als Christophs BeEmWe

Und noch ein Typ bringt mir Verdruss:
Der elend schnieke Drost, Markus
Hat sich gekrallt die schönste Maid
Blauäugig blonde Lieblichkeit
Mich zerfrisst der gelbe Neid
Mit was verdient die taube Nuss
Das blonde Gold und Claudias Kuss?


Und selbst der brave Basti Moj
Bettet sich ins trockne Heu
Die liebe gute Nathalie
- die ist ne Perle: PERFIDIE! -
Und singt beglückt dadrinne
Das rote Lied der Minne!

Während ich nur Reime spinne
Liebeslyrik dekliniere
Rote Farbe nur verschmiere
Wenn ich Fehler korrigiere

Und des Lehrers einzge Lust
Ist der locus amoenus
Der sich ohne Baum und Wind
Ohne dass ne Quelle springt
Täglich in die Klasse gießt
Und die Schüler schwer verdrießt

Die Rache, spricht der Herr, ist mein
Auch ich will mich des Glücks erfreun!

Und jetzt erst seh ich ganz verdrossen
Der Mädchen Schar ist mir entflossen
Die Jungen können nicht mehr fummeln
Da sich die Girls bei Dagmar tummeln

Nur Erika auf irisch-grüner Weide
Bleibt mir zum Trost nicht bloße Augenweide

Doch ich gesteh, bei allem Blödeln:
Die Mädchen sind's, die Jungs veredeln.
Selbst Kosmas, unser Griechenknabe
Entblößt den Leib nur bis zum Nabel
Und stößt dann mit geschwollner Brust
Zu aller Mädchen-Augen-Lust
In das kalte irisch Grün
Wir Männer sind's, die jetzt noch friern

Und wie gesittet und galant
Bewirbt sich Anwar um die Hand
Der Katharina, die hält Hof,
Das stille Wasser, und nicht doof
Reizt sie mit des Nabels Glanz
Und hält dennoch auf Distanz


Bewundert viel und viel gescholten , Der-i-ja
Unter zierlichem Fuß krümmt sich im Staube der Chauvi
Ach, zerträtest auch du mir meinen geneigten Nacken!

Nur dieser Sergej, der Penner verschläft, was Liebe uns bietet
Und gründet mit Mark die Gilde der Schwätzer: als plätschernder Bach,
Als zwitschernde Vögel, als Windesrauschen im Baum der Erkenntnis
- von dem wir gern naschen- bilden sie trefflich den Lokus der Liebe
Als schöne Kulisse, vor der sich Eros und Nymphe begegnen

Genug! Schrei ich
Welch Hexentrunk treibt mir die Worte in die Feder?
Was ist's was mich so trunken macht?
Seid ihr's, die ihr so hämisch lacht?
Walpurgia auf dem Besenstiel?
Quatsch! Das ist nur Mephistos Stil
Die Peitsche, die euch treibt zum Ziel:

Analysieren Sie den Text
1. die Intention des Autors
2. seine Partnerhypothese
3. seine Strategie(auch Stil und Metrik des Textes)
4. seine Wirkung auf den Leser
5. und ordnen Sie die verschiedenen Stillagen den literarischen Epochen zu