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Aus englischen Zeitungen ist uns folgender Kommentar zu den jüngsten Ausschreitungen jugendlicher Krawallmacher zu Ohren gekommen, genauer gesagt, der Kommentar ist Gegenstand einer Abiturprüfung im Fach Englisch in einem Gymnasium gewesen und wird im Kollegium als bedenkenswerte Lesefrucht herumgereicht. Ich übersetze aus dem Englischen:

Die jüngsten Krawalle haben der JA-ABER-HALTUNG im Lande (But-Tendency) eine arbeitsreiche Woche beschert. Die sich für fortschrittlich haltenden Bedenkenträger haben nach ihrem üblichen Muster reagiert. "Natürlich verurteile ich uneingeschränkt die Gewalttäter, aber wir müssen auf die Bedingungen schauen, die zu dieser Gewalt geführt haben." Mit anderen Worten: sie verurteilen gerade nicht uneingeschränkt die gewalttätigen Jugendlichen, die Youngsters, wie sie heutzutage liebevoll genannt werden. Und die Dinge, die sie geißeln, liegen ganz außerhalb der Verantwortung unserer "Youngsters". Die übliche Mängelliste lautet: Armut oder besser noch "niederdrückende Armut", Arbeitslosigkeit oder besser "hoffnungslose Arbeitslosigkeit", soziale Spannung, was auch immer das sein mag, 12 Jahre konservativer Regierung, mangelhafte Wohnverhältnisse, das männliche Ego, das Fehlen der Infrastruktur, die entfremdete Jugend und Langeweile. Und wer ist verantwortlich? Wieso, die Regierung natürlich, oder jemand anderer, nur nicht die Gewalttäter! Das ist Unsinn und schlimmer Unsinn. Es gibt und hat viele Leute gegeben, die ärmer als die Jugendlichen sind, dennoch aber nicht gewalttätig wurden und werden. Generationen von Menschen haben es gelernt sich an mäßige und geringere Lebensperspektiven anzupassen, ohne die asiatischen Frittenbuden abzubrennen.

Und es gibt keinen zwangsläufigen Grund, der gekünstelten Aufforderung der Fortschrittler zu folgen, die Ursachen hinter den Brandschatzungen zu suchen. Es ist sehr viel hilfreicher, diese selbst zu betrachten und die Verbrecher, die die öffentlichen Einrichtungen und das Eigentum von anständigen Leuten zerstören, von denen viele Armut und sozialem Stress mehr und länger ausgesetzt gewesen sind als die Krawallmacher. Man sieht nur, dass die Landfriedensbrecher weder durch Moral noch durch Furcht vor Strafe abgehalten werden.

Diese beiden Prinzipien sind es, die die Mehrheit der Menschen auf dem Pfad der Tugend halten. Ordentliche Leute bleiben dadurch ordentlich, dass eine allgemeine Furcht vor den Konsequenzen der Straftat sie davon abhält, eine Furcht, die kaum entstehen wird, wenn ein Spaßkrawaller 18 mal im Jahr festgenommen werden kann und 56 Delikte begehen muss, ehe er endlich in Sicherheitsverwahrung genommen wird.

Aber wichtiger noch ist festzuhalten, dass der Normalbürger nicht raubt, angreift und brandschatzt, weil er weiß, dass das verwerflich ist. Gesellschaften von annähernd 56 Millionen Menschen können nicht durch Polizeikräfte in Schach gehalten werden, die immer nur eine winzige Minderheit bilden. Regiert und regierbar sind derartige Gesellschaften nur durch das intakte Gewissen und die Selbstkontrolle des einzelnen Bürgers.

Wenn diese moralische Basis unterminiert wird, ist keine noch so große Anzahl von Polizeiknüppeln mehr in der Lage für Frieden zu sorgen. Und genau das hat die JA-ABER-Haltung der Fortschrittler erreicht. Über ein halbes Jahrhundert lang haben sie im Innenministerium, unter Kriminologen, Strafreformern und Politikern das Gesetz- und Ordnungssystem betrieben, um es an ihre modischen Weisheiten anzupassen. Ob diese nun das Verbrechen durch Armut, Ungleichheit erklären oder durch ihre jüngste Idee, das Verbrechen durch unsere angeblich übertriebene Furcht vor ihm zu verharmlosen (that plays down crime by saying we all fear it too much), die Wirkung ist immer dieselbe gewesen: das moralische Element aus der Erklärung und Behandlung des Verbrechens herauszunehmen und die moralische Verantwortlichkeit abzuwerten.

Ihre Weisheiten haben sich nicht bewährt, wie die steigenden Verbrechenszahlen beweisen. Dennoch machen sie weiter. In diesem Jahr der Ausschreitungen fanden sich Bewährungshelfer, die nicht nur weniger Gefängnisstrafen forderten, sondern darauf bestanden, die Nichtgefängnisstrafen nicht mehr Strafen, sondern Sozialisierungsmaßnahmen zu nennen, die nichts Stigmatisierendes mehr an sich haben.

Es ist diese Ent-Moralisierung des Verbrechens, die die einzig wirksame Barriere zerstört, die noch zwischen gesellschaftlicher Ordnung und gesellschaftlicher Anarchie besteht. Der Mann der Straße weiß möglicherweise nicht, wie dem aufkommenden Verbrechen begegnet werden kann, aber er weiß, dass Abbrennen und Rauben verwerflich sind und das ohne Wenn und Aber. Die Fakten scheinen zu zeigen, dass es keine Rolle spielt – pointiert gesagt - was mit den jugendlichen Verbrechern zu machen ist: wenig scheint zu helfen. Aber die Strafjustiz sollte sich nicht zu sehr darum kümmern.

Stattdessen sollte sie mehr ihre Regeln und Strafen zur Geltung bringen, um die gesetzestreue Mehrheit zu belohnen und auf ihrer Seite zu halten und deren Achtung vor dem Gesetz zu bewahren. Wenn die öffentliche und im Volk verbreitete Moral (popular morality) wieder Eingang in die Strafpolitik findet, würde sie dem moralischen Aspekt beim Verbrechen wieder Geltung verschaffen und den dünnen Polizeikräften mit der in der Öffentlichkeit massenhaft verbreiteten moralischen Empörung unter die Arme greifen. Es ist Zeit die gescheiterte Ja-Aber-Tendenz zu kappen und darauf zu hören, was der gemeine Mann (ordinary people)will. Denn wenn seine Unterstützung verloren geht, wird das darauf folgende Chaos die Wiesen-Aue als bloßen Picknickplatz erscheinen lassen (the ensuing chaos will make Meadow Well look like a picnic site, Meadow Well ist offensichtlich der Name des von den Randalierern heimgesuchten Stadtteils).